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Geschichtlicher Hintergrund
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Der 4. Kreuzzug
Kurz nach seinem Amtsantritt ruft Papst Innozenz III. im August 1198 zum Kreuzzug auf. Der Kreuzzug soll wie der erste Kreuzzug ein Unternehmen der Kirche sein. Wie Urban II. demonstriert Papst Innozenz damit seinen weltlichen Führungsanspruch. Gesandte des Papstes reisen mit Blankovollmachten nach Venedig, um über die Anmietung von Schiffen zu verhandeln. Es kommt zu einer Einigung mit dem Dogen Heinrich von Dandolo. Entgegen öffentlicher Erklärung soll der Kreuzzug nicht nach Palästina, sondern nach Kairo gehen. Es wird mit 30 000 Kreuzfahrern gerechnet, tatsächlich kommen höchstens 10 000. Beim Kassensturz stellen die Anführer fest, dass sie zahlungsunfähig sind.

Der Doge Dandolo ist bereit, die Schulden zu stunden. Bedingung: Die Kreuzfahrer sollen für Venedig Zara erobern. Zara, das früher zu Venedig gehörte, war vor Jahren von Venedig abgefallen und unterstand jetzt dem König von Ungarn. Dandolo (90jährig und blind) wird zum Führer des Kreuzzuges ausgerufen. Trotz Bedenken der Kirche müssen sich die Kreuzfahrer an ihre Verpflichtung halten. So wird die christliche Stadt Zara durch Kreuzritter geplündert und unter den Kreuzfahrern und Venezianern geteilt.

Der Papst reagiert darauf mit dem Kirchenausschluss des Kreuzfahrerheers. Er lässt sich aber von einer Delegation beschwichtigen und erteilt allen Pilgern die Absolution. Da Ägypten ein wichtiger Handelspartner von Venedig ist, ist der Doge an einem Angriff der Kreuzfahrer auf Kairo nicht interessiert. Durch eine List (die Verzögerung der Weiterreise hat knappe Vorräte zur Folge) gelingt es Dandolo den Kreuzzug nach Konstantinopel umzuleiten. Als Angriffsgrund wird ein Erbschaftsstreit um den Titel des byzantinischen Kaisers angegeben. Außerdem verweist er auf den immensen Reichtum der damaligen größten Stadt der Welt. Er hat die Kreuzfahrer jetzt ganz unter seiner Kontrolle. So wird die Stadt belagert und am 5. Juli 1203 kommt es zum ersten Angriff auf das christliche (orthodoxe) Konstantinopel. Aber erst am 13. April 1204 gelingt es, die Stadt zu erobern.

Die Hagia Sophia wird von ihren Schätzen entleert, Kandelaber, Kelche, Altarwände und Evangelienbuch werden geraubt. Dann öffnet die marodierende Rotte die Gräber der Kaiser, welche in Heroon nahe der großen Kirche der Jünger Christi sich befanden, und beraubten sie bei Nacht, und in frevler Vermessenheit nahmen sie alles an sich, was an goldenem Schmuck, an Perlenkugeln und kostbaren durchsichtigen Steinen bislang noch unversehrt darin war erhalten worden.

Die Tempelritter sind in die Kampfhandlungen zwar nicht verwickelt, bringen jedoch wichtige Kunstgegenstände und Reliquien in Sicherheit. Die meisten Schätze davon sind heute im Markusdom in Venedig ausgestellt. Venedig verstand es also, die Kreuzfahrer für seine handelspolitischen Interessen einzusetzen, um den Konkurrenten am Bosporus auszuschalten.

Innozenz III., von der Entwicklung überrascht, aber keineswegs bestürzt, ernennt Balduin von Flandern, einen der Hauptakteure, am 16. Mai 1204 zum neuen König von Byzanz. Sein Vorgänger Alexios V. wird auf dem Forum Tauri von einer 40 Meter hohen Säule gestürzt und zerschmettert.


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